Untersucht wurde das organisationale Feld der Ausbildung zur Regie und vergleichbarer Studiengänge deutschland- und europaweit. Das Krisengefüge der Künste schlägt sich auch hier in einem erheblichen institutionellen Wandel nieder, der die Ausbildungsorganisationen selbst vor Legitimationsverlust bewahrt und zugleich neue Strategien zur Professionalisierung von Absolvent*innen erzwingt.
Damit verbunden sind sowohl neue Unterrichtsmethoden als auch ein grundlegender Wandel dessen, was man unter Regie überhaupt verstehen kann. Ausbildungsgänge reagieren auf die institutionellen Transformationen des Theaters und wollen diese zugleich offensiv mitgestalten. Das Nachwuchsfeld wird so zum institutionellen Experimentierraum, insbesondere hinsichtlich einer verstärkten Internationalisierung.
Das TP 6 untersucht die Zunahme von Nachwuchsfestivals seit den frühen 2000er Jahren als Anzeichen für Veränderungen im deutschsprachigen Theater.
Nachwuchsfetivals dienen den Veranstaltern zur Aufmerksamkeitsgewinnung und Transparenz in der Personalrekrutierung, während sie für junge Künstlerinnen und Künstler den Einstieg ins Berufsleben ermöglichen.
Sie schaffen dabei eine komplexe Beziehung zum etablierten Theaterbetrieb, indem sie einerseits Offenheit für zeitgemäße Ästhetiken signalisieren und andererseits vermeintlich veraltete Strukturen herausfordern.
Dieses Spannungsfeld spiegelt eine als krisenhaft wahrgenommene Theatersituation wider, wobei die Krise des Stadttheaters ästhetisch als äußerst produktiv erscheint.
„Unsere Kunst- und Kulturinstitutionen sind allesamt das Ergebnis einer künstlerischen Praxis vergangener Jahrhunderte; und unsere Theater-, Opern-, Konzert-Häuser sind in Stein gehauene Strukturen“ (Goebbels 2013).
Starre Strukturen, Reformunfähigkeit und Inflexibilität werden insbesondere in den öffentlich getragenen Stadt- und Staatstheatern dafür verantwortlich gemacht, dass die Theater zunehmend Schwierigkeiten haben, ihre Existenz und die damit einhergehenden ökonomischen Belastungen für die jeweiligen Träger zu legitimieren. Trotz dieser im öffentlichen Diskurs allgegenwärtig erscheinenden Erstarrung der Stadt- und Staatstheater sind innerhalb der vergangenen 15 Jahre in der Spielplangestaltung der Häuser bereits quantitativ signifikante Veränderungen zu beobachten. Dies kann beispielhaft an den Theaterstatistiken des Deutschen Bühnenvereins nachvollzogen werden (siehe Ressourcen von TP 4).
Junge Theaterschaffende produzieren und präsentieren Theaterarbeiten in konzentrierter Form während oder kurz nach ihrer Ausbildung.